Musik auf Sardinien
Sardiniens Musiklandschaft ist traditionell spannend: Von der uralten, inseltypischen Gesangsform Canto a Tenore über die Rohrpfeife Launeddas bis hin zu modernen Jazzfestivals - Sardinien spricht viele musikalische Sprachen. Und das auf Italienisch, Sardisch und Katalanisch.
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Sardiniens Musik: Archaische Männerchöre und viel Jazz
Sardiniens Musiklandschaft ist traditionell spannend: Von der uralten, inseltypischen Gesangsform Canto a Tenore über die Rohrpfeife Launeddas bis hin zu modernen Jazzfestivals – Sardinien spricht viele musikalische Sprachen. Und das auf Italienisch, Sardisch und Katalanisch.Canto a Tenore
Ein sonorer, durchdringender Gesang von vier Männerstimmen: Der Canto a Tenore ist ein faszinierendes musikalisches Phänomen, bei dem ein Bass, ein Bariton, eine Altstimme und ein Vorsänger einen choralen Gesang anstimmen. Vieles an dieser uralten Gesangsform ist rätselhaft: Wann er genau aufkam, ist nicht genau zu bestimmen. Und so führen ihn manche auf die Gesänge von römischen Kriegsgefangenen zurück, andere sehen seinen Ursprung in der Nuraghenzeit um 1800 v. Chr. Er könnte auch von sardischen Hirten stammen, die in der Einsamkeit die Geräusche der Natur und der Tiere mit ihren Stimmen imitierten. Auch Musikwissenschaftler sind sich uneins in der Bewertung dieses durchdringenden Gesangs: Ist es ein polyphoner Gesang oder ein Obertongesang? Die sardische Folksängerin Elena Ledda bezeichnet ihn als polyvokal, denn ihrer Meinung nach harmonieren hier vier Solostimmen miteinander, die aber auch alle für sich alleine stehen könnten. Fest steht: Dieser markante, archaische Gesangsform spiegelt die jahrtausendealte, manchmal geheimnisvolle Inselseele wider und hat auch zeitgenössische Künstler wie Frank Zappa sehr inspiriert.Launeddas
Es ist das sardische Instrument schlechthin: Die 3.000 Jahre alte Launeddas ist eine Doppel- oder Dreifachpfeife aus sardischem Pfahlrohr. Es ist schlicht faszinierend, welche hypnotischen Melodien aus diesem einfachen Instrument aus Bambus und Wachsklumpen herausströmen. In Zirkularatmung spielen Launeddas-Meister wie Luigi Lai zweistimmige Melodien, die vom Klang her irgendwo zwischen Flöte und Dudelsack schweben. Die Launeddas begleitet auf Sardinien meistens Prozessionen oder begleitet traditionelle Volkstänze.Jazz
Auch zeitgenössische Musik ist auf Sardinien zuhause: Die Sarden lieben Jazz und laden regelmäßig internationale Musiker und Ensembles zu Festivals vor atemberaubender mediterraner Kulisse ein. Eines der bekanntesten ist das Time in Jazz in Berchidda. Seit 1997 treffen sich hier lokale und internationale Jazzvirtuosen und lassen ihre Blue Notes in verschiedenen Locations auf La Paradisola erklingen. JazzAlguer ist eine Konzertreihe in Alghero, bei der über ein halbes Jahr verteilt immer wieder Konzerte stattfinden.In Alghero, der stimmungsvollen, dreisprachigen Küstenstadt im Nordwesten Sardiniens, schlagen Künstlerinnen wie Franca Masu den Bogen von Jazz zu traditionellen Elementen: In Alghero spricht man mit Algherese zusätzlich einen katalanischen Dialekt – und so singt Masu neben italienisch auch auf Katalanisch und sogar portugiesisch. Oft verwendet sie dabei auch Texte von Poeten aus Alghero.